Du hast Angst beim Ranger*Roverlauf mitzulaufen, weil du dir das Laufen nach dem 100-Aufgabenbogen nicht zutraust? Du hast zwar mal nach Karte navigiert, aber Koordinaten und Winkel hast du dafür nie gebraucht? Dir ist neu, dass man mit Geodreieck und Stift für das Navigieren brauchen kann? Dann ist der Artikel genau das richtige für dich!

Der Ranger*Roverlauf ist ein Orintierungslauf, bei dem immer nur eine kleine Teilstrecke offenbart wird. Das nächste Ziel, das anzulaufen ist, erfährt man durch das Lösen von Rätseln oder Auffinden von versteckten Zahlen, die die richtige Zeile im 100 Aufgabenbogen anzeigen. Beispiele für solche Zeilen sind die folgenden:

Möglich sind verschiedene Kombinationen aus Winkeln/Marschzahlen, Koordinaten, Hoch- und Rechtswerte und Entfernungen. In diesem Artikel behandeln wir in aller Kürze die folgenden Themen:

  1. Begriffe: Was sind Hoch- und Rechtswert, Winkel, Marschzahl und Maßstab einer Karte?
  2. Wie kann ich von einem Punkt zu einem anderen auf der Karte peilen unter Verwendung von (1) Hoch- und Rechtswerten, (2) Winkeln und Koordinate (3) Winkel und Entfernungsangabe
  3. Welche Werkzeuge darf ich nicht zu hause vergessen, um auf dem Roverlauf erfolgreich peilen zu können?

Begriffe

Hoch- und Rechtswert

Die Welt ist heute sehr gut vermessen und so kann man jeden Punkt auf der Welt mit einem Zahlenpaar, nämlich dem Hoch- und dem Rechtswert geographisch eindeutig beschreiben. Grundlage dafür bildet das UTM-Gitter (und auf unseren Karten das WGS84-Koordinatensystem). Koordinaten sind eine Kombination von einem Hoch- und Rechtswert und sind wie folgt aufgebaut

Grad° Bogenminuten' Bogensekunden"

ganz praktisch sehen die Koordinaten für den Bahnhof Neuwied ungefähr so aus:

50° 25′ 53″ N Breite (bzw. Hochwert) bzw. HW: 50 25 53 
7° 28′ 24″ E Länge (bzw. Rechtswert) bzw RW: 7 28 24

Damit lässt sich jeder Punkt auf der Karte auf den Quadratmeter genau darstellen. Wie das funktioniert sehen wir auf dem nächsten Bild.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, könnt ihr die markierte Position prima mit einem Koordinatenpaar beschreiben. Dabei bezeichnen die Gradzahl und die Bogenminuten das Planquadrat (rotes Viereck) und die Bogensekunden die Position innerhalb des Planquadrats. So kann jeder Punkt eindeutig auf einer Karte beschrieben werden (was natürlich für den Ranger*Roverlauf super ist!).

Der rote Kreis hat z. B. die Koordinaten RW: 3° 84 000, HW: 55 67 000, der Kreuzpunkt der Planquadratlinien. Der blaue Punkt ist 2cm weiter rechts (bzw. 500m weiter östlich), deswegen ändert sich der RW zu 3° 84 500. Der grüne Punkt ist ganz knapp links und unter dem RW: 3° 84 999, HW: 55 67 999. An der Ecke zählt die Bogenminute beider Koordinatenpaare dann eins hoch.

Maßstab

Der Maßstab gibt, salopp gesagt, Aufschluss darüber, wieviel größer die Welt tatsächlich ist, als auf der Karte abgebildet. So ist bei einem Maßstab 1:100.000 1cm auf der Karte 100.000cm in der Wirklichkeit, also 1.000m, also 1km. Das klingt nach einem guten Maßstab für eine Autokarte (ha wer kennt die noch?), aber fürs Wandern ist die Karte dann wohl ein bisschen ungenau. Beim Wandern verwendet man einen Maßstab von 1:25000. Das bedeutet, 1cm auf der Karte entspricht 25.000cm in der Wirklichkeit, also 250m. Die Planquadrate auf Karten mit einem Maßstab 1:25000 sind 4cm lang, entsprechen also einem Kilometer in der Wirklichkeit! Also merken: 1cm = 250m in der Wirklichkeit, ein Planquadart ist 4cm auf der Karte breit und hoch = 1km breit und 1km lang in Wirklichkeit.

Winkel

Beim Ranger*Roverlauf kommen zwei Winkelmaße zum Einsatz. Zum Einen die Gradzahlen, die man in der Schule kennen gelernt hat und zum Anderen die Marschzahlen. Die Gradzahlen gehen von 0 bis 360° und sind auf jedem Geodreieck (0-180°) und auf jedem Kopass (0-360°) zu finden. 0 bzw. 360 Grad sind immer Norden, 180° dementsprechend Süden. 0° und 360° sind dassselbe!

Die Marschazahlen gehen von 0 bis 64°. Das ist eine gröbere Einteilung, man muss also noch genauer peilen! 0° bzw. 64° sind analog Norden un 32° Süden.

Beim Roverlauf sind Marschzahlen mit MZ gekennzeichnet, Gradzahlen mit dem °. Schaut genau hin und verwendet das richtige Gradmaß, sonst lauft ihr komplett verkehrt.

Richtig peilen: Wie komme ich zum nächsten Punkt?

Zwei Koordinaten

Das ist der einfachste Fall. Du kennst deinen Ausgangspunkt und suchst über RW und HW einfach den nächsten Punkt auf der Karte heraus. Über Grad ° und Bogenminuten‘ findest du das Kreuz und über die Bogensekunden“ den Punkt auf einen Quadratmeter genau im Planquadrat. Schaue dazu auch in das Erklärbild weiter oben im Artikel, bei dem wir die Koordinaten für die bunten Ringe beschrieben haben.

Winkel und Koordinate

Achte bei Winkeln in Grad auf das ° (für eine Einteilung von 360 Grad) und bei Marschzahlen auf das MZ (also 64 Marschzahlen). Im Beispiel stehst du (ungefähr) auf RW 3° 85′ 500“ und HW 55° 67′ 715“ (weißer Kreis). Du möchtest die Kirche (schwarzer Kreis erreichen).

Eine mögliche Aufgabe könnte lauten: Winkel: 45° (bzw. MZ 8), HW: 3° 86′ 715“. Du weißt also, wo du stehst. Dann ziehst du mit dem Geodreieck eine Nord-Süd-Linie (oben ist immer Norden ;-), dann hast du eine Linie von 0° bis 180° (rot). Jetzt kannst du von dem Punkt, auf dem du stehst aus 45° messen und eine Linie ziehen. Auf dieser Linie (wenn du genau gearbeitet hast), liegt dein Zielpunkt. Nun können theoretisch mehrere Punkte auf der Geraden in Frage kommen. Deshalb bekommst du einen HW oder einen RW als Hilfskoordinate zu deinem Winkel. Erhälst du einen RW, dann kannst du auf der Breite des HW eine Nord-Süd-Gerade ziehen (blau). Der Schnittpunkt der beiden Geraden zeigt dein Ziel an. Würdest du stattdessen einen HW bekommen, dann würdest du die Höhe bestimmen und eine horizontale Linie (also West nach Ost) ziehen und dann den Punkt schneiden (der richtige HW läge in diesem Beispiel genau auf 55° 68′ 000“). Auf diese Weise kannst du dein Ziel genau bestimmen, nur durch einen Winkel und einen Koordinatenteil.

Winkel und Entfernung

Achte bei Winkeln in Grad auf das ° (für eine Einteilung von 360 Grad) und bei Marschzahlen auf das MZ (also 64 Marschzahlen). Im Beispiel stehst du (ungefähr) auf RW 3° 85′ 500“ und HW 55° 67′ 715“ (weißer Kreis). Du möchtest die Kirche (schwarzer Kreis erreichen). Eine Beispielpeilung könnte z. B. lauten 45° (oder MZ 8) und Entfernung 760m. Wie bekommt man das jetzt auf die Karte?

Norden ist immer 0°. Du kannst mit dem Geodreieck einen geraden Strich von Nord nach Süd durch deinen Aufenthaltsort ziehen. Dann hast du eine Linie, die von 0 nach 180° geht. Auf dieser Linie kannst du nun mit dem Geodreieck anseten und einen Strich im Winkel von 45° durch deine aktuelle Position ziehen. Jetzt kennst du schon die Richtung, in die es geht. Die 715m in Realität musst du in x cm auf der Karte umrechnen. Wir wissen ja 1km Wirklichkeit entsprechen 4cm auf der Karte, also 4cm / 1000m = x cm / 715m => x cm = (4cm * 715m) / 1000m = 2,86cm. Misst du nun also die 2,86cm auf der Linie ab, kommst du bei der Kirche raus und hast dein Ziel gefunden.

Welche Werkzeuge darf ich beim R*R-Lauf nicht vergessen?

Wie wir gelernt haben brauchen wir neben der Karte (die ja am Startpunkt ausgeteilt wird) auch einen Stift (z. B. Kuli) und ein Geodreieck. Außerdem empfehle ich euch dringend eine Kartentasche dabei zu haben, denn der R*R-Lauf findet im Freien statt – und es soll schon einmal ein Ranger*Roverlauf stattgefunden haben, bei dem es geregnet hat. Wenn ein Kompass in der Gruppe dabei ist, kann es nicht schaden. Damit kann man auch mal die Karte einnorden oder auf Sicht (also nicht auf der Karte) peilen. Beim Anlaufen von Zwischenzielen auf der Karte braucht man aber i.d.R. keinen Kompass.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen die Angst vor dem Peilen nehmen! Es ist eigentlich nur ein bisschen Übungssache und sauberes Arbeiten von Nöten, um beim Ranger*Roverlauf sicher anzukommen. Habt ihr etwas noch nicht verstanden oder fehlt es euch an Übung, fragt doch mal in eurem Stamm nach einem erfahrenen Kartenläufer, der hilft euch sicher gerne. Ich wünsche euch einen coolen Lauf!

In dem nächsten Artikel beschäftigen wir uns mal damit, was man bei einem Ranger*Roverlauf alles dabei haben sollte und was man getrost zu Hause lassen kann. Seid ihr auch schon so gehyped wie wir? Bis dahin! 🙂

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